
Wenn ich auf mein über dreißigjähriges Leben mit Hunden zurück blicke, hat diese Aussage Ihre Berechtigung, wie mir bestimmt einige "Hundefreunde" bestätigen werden.
Ohne Vorstellung, wie viele Hunde es letztendlich werden würden, hatte ich zu Beginn meines Lebens mit Hunden keinen blassen Schimmer von den Bedürfnissen eines Vierbeiners und begann meine Hundelaufbahn mit einem ca. sechs Monate alten Mischling. Die Aufgabe, ihn richtig zu erziehen, wuchs mir buchstäblich über den Kopf, da ich keine Hilfe in Anspruch nahm. Er trennte sich wieder von mir, indem er weglief und nicht mehr auffindbar war. Kurz darauf lernte ich einen Doggenzüchter kennen, der die Begeisterung für diese Hunderasse in mir weckte und mir sein Wissen über Hundehaltung vermittelte. Aber leider auch die verkehrte Einstellung zum Hund!
Das heißt, dass ich in den folgenden 20 Jahren immer auf der Suche nach dem perfekten Hund war und "ihn" bei verschiedenen Rassen wie deutsche Dogge, Schäferhund, Rottweiler und Dobermann suchte. Mir hatten es die sogenannten Dienst-/Gebrauchshunde angetan, weil sie sportlich und vielfältig einsetzbar sind.
Nach einer kurzen Abstinenz vom Vierbeiner (ca. 1/2 Jahr), hielt ich es "ohne" doch nicht mehr länger aus und überlegte mir, wieder einen Hund anzuschaffen. Ich begegnete zum ersten Mal einem American-Staffordshire-Terrier (im Weiteren als AmStaff bezeichnet,) der mein "Hundeherz" höher schlagen ließ. Dieses sportliche Wesen mit seinem muskulösen Aussehen wollte ich haben und "probierte" diese Rasse mit einem Rüden aus. Aber ich war ihm nicht gewachsen, weil ich so ein Kraft- und Temperamentsbündel mit einem außergewöhnlichen Selbstbewußtsein nicht erwartet hatte, und so "trennten" wir uns wieder.
Diese Rasse hatte es mir angetan und ließ mich nicht mehr los! Die Sportlichkeit, gepaart mit ihrem muskulösen Aussehen war genau mein Geschmack! Zudem ist der Vierbeiner nicht so groß, was ich damals nicht brauchen konnte, da ich kein geeignetes Grundstück für seinen Auslauf hatte, was ich als wichtig erachte.
Was sollte ich tun, um den richtigen Hund für mich zu finden?
Meine Familie gab mir die Antwort, welche im Nachhinein ebenso einfach wie gerechtfertigt war. Ich soll einen Hund akzeptieren wie er ist und nicht nach Fehlern und Schwächen suchen! Die Hunde nicht wie meine Unterwäsche wechseln und wegen Kleinigkeiten, die mir nicht passten, wieder hergeben. Sondern ihn behalten, bis er seinen letzten Atemzug macht! Ich hätte es schließlich mit einem Lebewesen und keinem Gegenstand zu tun. Nur so könnte man richtige Gefühle aufbauen, die dann beide glücklich machen.
Ich nahm mir das zu Herzen und wollte nun endlich meiner Hundeeinstellung beim nächsten Hund eine Kehrtwendung geben, da meine Familie mit dieser Aussage ja Recht hatte! Also zäumte ich das Pferd nicht von hinten auf und holte mir über diese Rasse Erkundigungen ein, wie man sie händeln muss und erinnerte mich auch, dass eine Hündin leichter zu führen ist als ein Rüde.
Dann kam "sie" 1996 in mein Leben. DAISY! Sie hat mein Zusammenleben mit Hunden für immer verändert.
Sie war bildhübsch, mit der typischeren Figur eines AmStaffs und hatte ein sehr gutmütiges Wesen. Sie konnte keiner Fliege was zuleide tun und lief fast vor ihrem eigenen Schatten davon, wenn es darauf ankam, sich zu verteidigen. Ihr "zu nettes Wesen" findet man bei dieser Rasse eher selten! Sie hatte es mit in die Wiege gelegt bekommen, und das war auch gut so, weil ich deshalb mit ihr keinen Stress hatte in Bezug auf Gehorsam und Rücksichtnahme gegenüber anderer Lebewesen. Sie besaß keine Papiere, und vermutlich war eines der Elterntiere zu lieb, was bei einigen Rassen der Grund ist, solche Tiere nicht zur Zucht zuzulassen.
Anmerkung! Was bei verkehrter Hundehaltung oder falscher Einschätzung alles passieren kann, hat nicht nur die Menschen in Deutschland vor einigen Jahren (2000) in Hamburg schockiert, als der kleine Volkan von einem "AmStaff" tot gebissen wurde. Auf die weiteren Einzelheiten in Bezug auf den Halter dieses Hundes, die Unzulänglichkeiten der Obrigkeit im Vorfeld der Tat, die m. E. dieses Drama erst ermöglicht haben, möchte ich hier nicht weiter eingehen.
Plötzlich war diese wundervolle Rasse in aller Munde und wurde "pauschal" in die Liste gefährlicher Hunde eingestuft, mit zum Teil verheerenden Folgen für Hund und Halter. Viele dieser Hunde erleben wegen behördlicher Auflagen wie
- Ablegen des Sachkundenachweises vor dem Kreis- od. Städtischen Veterinäramt für den/die Halter zu je 30,- €
- Ablegen des Wesenstestes des Hundes bei dem zuständigen Amtstierarzt, 50,- €
- Haltegenehmigung durch die Ordnungsämter, 30,- €, z. T. alle 4 Jahre zu erneuern
- Haltegenehmigung durch den/die Vermieter
- Microchip-Pflicht für den Hund für ca. 70,- € und
- Abschluss einer Hunde-Haftpflicht-Versicherung, ca. 42,- bis 150,- € pro Jahr
und den damit verbundenen Kosten ein tristes Dasein in den Tierheimen, da nur wenige Menschen diese Haltebedingungen erfüllen können oder wollen. Oder aber die mit der Haltung eines solchen Hundes verbundenen horrenden Hundesteuern in einigen Kommunen (z. T. bis zu 1.100,- € /Jahr) nicht mehr aufbringen können.
Da ich aus früherer Zeit in Erinnerung behalten hatte, dass zwei Hunde sich gut miteinander beschäftigen, holte ich Daisy, als sie ca. zwei Jahre war, einen kleinen Molosser-Rüden (Presa Canario) dazu. Dieses mal aber mit Papieren, sagte ich mir, denn es soll kein "Weichei" wie Daisy werden!
PRESSA entwickelte sich dank DAISY prächtig! Sie war inzwischen Mutter und nahm dem "Kleinen" an, wie ihr eigenes Baby. Er entwickelte auch alle typischen Rasseeigenschaften und stieg mit ca. einem Jahr schon in der Rangordnung höher als "sie", was ich nicht vermeiden konnte und wollte. Er ist ein Molosser, eben mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein und einer gehörigen Menge Kraft - was diese Hunde auszeichnet, sagte ich mir dann immer, wenn die zwei mal wieder rauften.
Trotzdem nahm mein Mädchen die Sache gelassen hin! Sie war leider auch da kein typischer Terrier, der schon mal gerne dagegen hält, wenn es pressiert. Oftmals musste ich dazwischen gehen, weil sie sich bei dem fast doppelt so schweren Kerl nicht wehren wollte, wozu ein AmStaff-"Vollblut" immer in der Lage ist.
Viele schöne Jahre verbrachten wir gemeinsam miteinander, bis sie im Mai 2010 von uns ging. Die Leere, die sie hinterließ, war unbeschreiblich, denn wir hatten ein inniges Verhältnis zueinander. Ich hörte ihren letzten Atemzug und sah in ihre hilflosen, aber zufriedenen Augen, als sie starb, und konnte das nur schlecht beiseite schieben. Auch mein "alter" Hund hatte darunter zu leiden. Er vermisste sie so sehr, dass er die kranken Knochen gar nicht mehr bewegen wollte und verlor jegliche Lebenslust.
Eine schwere Zeit war gekommen, worauf ich nicht vorbereitet war, weil ich diese Art von Trennung "vorher" so noch nicht erlebt hatte. Ich musste trotz allem, auch meinem alten Hund zu Liebe, in dieser Situation einen kühlen Kopf bewahren und eine für uns beide richtige Entscheidung treffen, damit es uns wieder besser geht. Diese Gedanken waren meine ständigen Begleiter … viele Tage lang!
Ich dachte in dieser Zeit oft an den Spruch in meiner Einleitung! "SIE" war mir treu bis in den Tod und gerade deshalb mir das Liebste. "ER" ist jetzt im Sturm geduldig bei mir, obwohl sein Ende sich nähert, da er kaum noch laufen kann.
"Was nun machen" stand plötzlich wieder im Raum?!
Ohne Hund möchte ich nicht leben, und weil der Zustand von meinem Molosser auch nicht der Beste ist, musste ich baldigst die Weichen für meinen "letzten" Hund dieser Art stellen. Denn ich gehe auf die sechzig zu, wo so ein "Vollblut" einem schon genügend abverlangt, wenn seine geballte Kraft an der Leine zieht. Mit siebzig wird es nicht besser sein und "nicht mehr" zu bewältigen!
Auf keinen Fall wollte ich mir ein sogenannten "Listenhund" anschaffen, auch um den o. a. behördlichen Auflagen und den doch damit verbunden Laufereien, dem damit verbundenen Ärger, den schrägen Blicken anderer Mitbürgern und letztlich auch den immensen Kosten zu entgehen. Im Internet sah ich ihn zum ersten Mal – "den Boerboel" (gesprochen Burbul)! Das Aussehen überzeugte mich und was ich über sein Wesen las, machte mich mehr als neugierig und hellhörig.
Ich informierte mich bei verschiedenen deutschen Züchtern und stellte fest, dass viele nur das schnelle Geld machen wollten und auch die Preise zum Teil überzogen und willkürlich waren, ohne begründeten Anlass. Zum guten Schluss fand ich meinen Traumhund doch ... LETZTER! ... Er kommt aus der Zazu Boerboel Zucht aus den Niederlanden, welche beim EBBASA-Verein Mitglied ist. Es war eine gute Entscheidung, wenn ich zurückblicke, denn ich liebe Seriosität und Ehrlichkeit über alles, was ich dort fand!
Wir beide, Herr und Hund, haben noch viel vor und möchten in die Fußstapfen "seiner" Vorfahren treten, die väter- und mütterlicherseits Champions sind. Ich halte Sie über seine Entwicklung auf meiner Homepage auf dem Laufenden! Sie können sich dann selbst ein Bild machen, dass der Boerboel ein fantastischer, beeindruckender Hund ist. Er gehört aber nicht in "jedermanns Hände", weil es ihm dann so ergehen könnte, wie es dem AmStaff ergangen ist, und er allgemein als gefährlich eingestuft wird. In ein paar Jahrzehnten ist der AmStaff zumindest in Deutschland von der Bildfläche verschwunden, was sehr bedauerlich ist.
Der Boerboel ist ein umgänglicher, intelligenter, selbstbewusster und trotz seiner Masse von ca. 60 bis 70 kg sportlicher Hund, der am liebsten bei Ihnen sein möchte. Von einer Zwingerhaltung rate ich aus diesem Grund ab. Ich hoffe sehr, dass diese interessante Rasse noch lange gezüchtet wird und es ihm nicht wie dem AmStaff ergeht, weil das andere Ende an der Leine nicht wusste, was es tat.
Übrigens: Auch einige Züchter wissen nicht, was sie tun und verkaufen Hunde aus schnöder Profitgier an ungeeignete Hundehalter, ohne sich darüber ernste Gedanken zu machen, was sie damit dem Hund im Allgemeinen und der Rasse im Besonderen antun. Deshalb bleibt mir nur die Hoffnung, dass beide Gruppen - Käufer und Verkäufer - sich im Klaren sind, welche Verantwortung sie mit einem Boerboel übernommen haben!